Ein 3-Gänge Menü, das wir für die Bloggeraktion im Rahmen von „Mach’s Mahl | Gutes Essen für Baden-Württemberg“ des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz am 7.9.2015 gekocht, fotografiert und verspeist haben. Die Einladung dazu kam am 17.8., es war heiß und meine erste Idee war eine Art Diner en blanc (wikipedia) im nahegelegenen Park zu veranstalten. Nicht unbedingt in weiß und auch nicht, wie es inzwischen üblich scheint mit Massen von Leuten (Paris, NY …), sondern im kleinen Rahmen mit den Suppenlöfflern & Friends. Je näher der Termin rückte, desto schlechter wurde die Wettervorhersage und am 7.9. war es tatsächlich kühl und regnerisch, so dass wir drinnen dinierten.
Die Herausforderung mit vorgegebenen Zutaten zu kochen war sehr spannend, weil ich mich dadurch mit Produkten auseinandersetzen konnte, die ich bisher zum Teil noch nie verwendet habe. Auch die eigene Vorgabe möglichst alle gelieferten Produkte zu verwenden und möglichst wenig Anderes empfand ich nicht als Einschränkung. Es kommt ja eigentlich ständig vor, dass man in den Kühlschrank schaut und überlegt: „Was könnte ich daraus jetzt kochen, ohne nochmal einkaufen zu müssen“.
Romanesco Nudelsalat für 4 Personen:
Bei den Emmerlingen hatte ich meine Bedenken (Vorurteile gegen Vollkornnudeln, schlechte Erfahrungen), doch sie schmeckten gerade zum frischen, zitronigen Romanesco und dem spinatigen Mangold wunderbar nussig und leicht. Zum Rezept geht’s hier lang >
Linseneintopf „Ossobuco“ für 8-9:
Als Hauptgericht sollte es natürlich einen Eintopf geben. Mit googeln bin ich bei „Rinderbeinscheibe“ auf „Ossobuco“ gestoßen, das allerdings traditionell aus Kalbfleisch als Hauptgericht mit Risotto gekocht wird. Da ich nur diese eine Beinscheibe hatte, wußte ich nicht, wie das Verhältnis zu den Linsen sein sollte. Also habe ich beides getrennt gekocht und am Ende die Linsen nach Geschmack zum geschmorten Fleisch gegeben. Das Fleisch war hervorragend, butterweich und die 500g haben für 9 Personen als Eintopf mit den Linsen und dem Gemüse gut gereicht. Rezept Linseneintopf „Ossobuco“ >. Witzigerweise habe ich eine Woche nach unserem Essen im „Klostersuppen-Kochbuch“ das Rezept für eine „Ossobuco-Suppe“ entdeckt – mit vielen Kräutern, Oliven und Parmesan – aber völlig ohne Fleisch.
Nusseis mit Heidelbeerkompott für 8-9:
Die größte Unsicherheit war für mich das Eis. Die Sojasahne wurde trotz Zusatz beim Schlagen nicht steif und ob der Seidentofu im Gefrierschrank fest werden würde war eine offene Frage. Tatsächlich hat es gut geklappt und das vegane Seidentofu-Eis steht einem Sahneparfait mit Ei in nichts nach. Vermutlich wäre es mit einer Eismaschine oder einem Thermomix noch cremiger, aber das gilt dann für beide Varianten. Das Rezept zum Desert gibt’s hier >
Fazit:
Es war eine tolle, neue Erfahrung, so wie das Kochen und alles was damit zusammenhängt generell ein riesiges Lernfeld für mich ist. Es war aber auch recht anstrengend und die Vorgabe ein „einfaches“ 3-Gänge Menü zu kochen, habe ich wohl nicht ganz eingehalten. Insgesamt haben wir etwa 7 Stunden geschnibbelt, gekocht und Kirsten hat alles fotografiert. Die Schwierigkeit dürfte sich von der Vorspeise zum Nachtisch steigern, wobei ich natürlich morgens mit dem Eis begonnen habe.
„Warum machen die das?“
fragte mich ein kritischer Freund eher rhetorisch. Für gute, regionale und biologisch erzeugte Lebensmittel, gemeinsames Kochen und Essen zu werben, ist ein Karren, vor den wir uns gerne haben spannen lassen. Dass die Heidelbeeren aus Holland kamen und der Pfeffer von daher, wo er wächst ist aus meiner Sicht nicht dramatisch. Man kann sich fragen, wo die Grenzen von „regional“ sind (15 km, Baden-Württemberg, Deutschland), entscheidend ist meines Erachtens das Bewußtsein zu schärfen. Seit ich Mitglied der Solidarischen Landwirtschaft Rhein-Neckar bin, habe ich schon vieles dazugelernt, vom Anbau, über Gemüsesorten, Erntezeiten bis zu Fragen der Tierhaltung und Organisation. Ich habe eine andere Sicht auf Kartoffeln, die ich selbst gesteckt habe, oder von denen ich weiß, wo und von wem sie angebaut wurden. Es gibt inzwischen eine so große Nachfrage nach guten, „biologischen“ Lebensmitteln in den Supermärkten, dass diese derzeit gar nicht alle „regional/lokal“ produziert werden können. Und auch ich möchte nicht auf exotische Früchte verzichten. Es geht nicht um Absolutismus, sondern darum den Lebensmitteln ihren Wert zurückzugeben. Faire Preise für gute Lebensmittel zu bezahlen, bewußt einzukaufen, zu essen und zu geniessen, ohne dass man daraus gleich eine Lehre machen muss. Denn das Schöne ist für mich, dass man gemeinsam in der Familie oder mit Freunden am Tisch sitzt, sich über das zubereitete Essen freut und dann über Gott und die Welt spricht.
Vielen Dank Herr Minister für die Einladung und Ella von der Agentur „Die Kavallerie“ für Betreuung und Organisation. Und hier geht es zur Projekt-Seite>